Kein feuchter Händedruck: Für eine praktische und politische Solidarität

Jetzt erst Recht: Kein feuchter Händedruck!

Auf Facebook, in den alltäglich gewordenen politischen Sonntagsreden, in der Zeitung oder von Leipzigs Klatschbalkonen her: von allüberall dröhnt einem derzeit der Dank an Pflegekräfte und Ärzt*innen entgegen. Diese Wertschätzung ist berechtigt und wird von den Adressaten womöglich sogar als wichtig empfunden. Die tausendfachen rhetorischen Dankesbekundungen sind jedoch keinen Pfifferling wert und nicht mehr als ein feuchter Händedruck, auf den man nicht nur in Zeiten der Corona-Krise gern verzichtet.

Was bei all der Lobhudelei und Dankbarkeit nämlich regelmäßig auf der Strecke bleibt, das ist die materielle Wertschätzung der betreffenden Personen. Jeder Mensch, der die Augen nicht vorsätzlich davor verschließt, kann derzeit sehen, dass es die dringlichst gebrauchten, die aller systemrelevantesten Berufe sind, die am miesesten entlohnt werden und unter den widrigsten Bedingungen auszuüben sind. Das durch Fallpauschalen zurecht neoliberalisierte Gesundheitswesen führt die in ihm tätigen Menschen mitunter weit über die akzeptablen Belastbarkeitsgrenzen hinaus. Dort wo Arbeitskämpfe geführt wurden, fallen sie aus solidarischem Pflichtbewusstsein der Corona-Pandemie zum Opfer – wie etwa die für Anfang März geplante Arbeitsniederlegung der Beschäftigten der Charité-Tochterfirma CFM.

Momentan ist die Eindämmung des Virus das Gebot der Stunde, doch es kann auch eine Zeit des Planens und Vorbereitens von echter Solidarität sein. Einer Solidarität, die sich nicht nur so nennt, in Wirklichkeit aber bloß Gerede und fauler Budenzauber ist. Einer Solidarität für die kommenden Arbeitskämpfe, einer Solidarität mit den Menschen, die sich für uns alle derzeit den Arsch aufreißen. Solidarität, die sich darin äußert, dass wir beim nächsten Streik gemeinsam an den Streikposten stehen oder sonstige Unterstützungsarbeit leisten. Kurzum: Solidarität, die praktisch und politisch wird!