VioMe unter Strom setzen – Solidarität jetzt!

Heute in der Früh um 6.30 wurde ΣΕ ΒΙΟΜΕ der Strom gekappt (30.03.2020). Zwei bewaffnete Polizeieinheiten begleiteten dabei die Vollstrecker des Elektrizitätswerkes. Die rechtsnationalistische Regierung Griechenlands, eben jene, die die jüngsten brutalen Einsätze an der EU-Außengrenze zu verantworten hat und Geflüchtete in Sonderlagern wegsperren lässt, entpuppt damit ihr wahres Gesicht. Besonders übel ist die ganze Sache aus zwei Gründen: zum einen wurden gerade Gespräche mit dem Wirtschaftsministerium über die vollständige Legalisierung der Produktion geführt, zum anderen werden in der Fabrik die in Corona-Zeiten absolut unentbehrlichen Seifen- und Hygieneprodukte hergestellt.

Wir stehen mit den Arbeiter*innen vor Ort in Kontakt und werden hier sobald als möglich informieren, welche Unterstützung möglich ist. Im Moment wird versucht, mit vielen dezentralen Notstromaggregaten die Tagesproduktion zu retten, aber mittelfristig wird es auf den Erwerb eines eigenen, leistungsstarken Notstromaggregats hinauslaufen müssen.

Deutschsprachige Erklärung der VioMe-Arbeiter*innen

Petition unterzeichnen: Sofortige Wiederherstellung des Stromanschlusses von VioMe! [όνομα = Vorname; επώνυμο = Nachname]

Soli-Aktion für VioMe und Geflüchtete auf Lesbos: Fight the dirty conditions!

Kein feuchter Händedruck: Für eine praktische und politische Solidarität

Jetzt erst Recht: Kein feuchter Händedruck!

Auf Facebook, in den alltäglich gewordenen politischen Sonntagsreden, in der Zeitung oder von Leipzigs Klatschbalkonen her: von allüberall dröhnt einem derzeit der Dank an Pflegekräfte und Ärzt*innen entgegen. Diese Wertschätzung ist berechtigt und wird von den Adressaten womöglich sogar als wichtig empfunden. Die tausendfachen rhetorischen Dankesbekundungen sind jedoch keinen Pfifferling wert und nicht mehr als ein feuchter Händedruck, auf den man nicht nur in Zeiten der Corona-Krise gern verzichtet.

Was bei all der Lobhudelei und Dankbarkeit nämlich regelmäßig auf der Strecke bleibt, das ist die materielle Wertschätzung der betreffenden Personen. Jeder Mensch, der die Augen nicht vorsätzlich davor verschließt, kann derzeit sehen, dass es die dringlichst gebrauchten, die aller systemrelevantesten Berufe sind, die am miesesten entlohnt werden und unter den widrigsten Bedingungen auszuüben sind. Das durch Fallpauschalen zurecht neoliberalisierte Gesundheitswesen führt die in ihm tätigen Menschen mitunter weit über die akzeptablen Belastbarkeitsgrenzen hinaus. Dort wo Arbeitskämpfe geführt wurden, fallen sie aus solidarischem Pflichtbewusstsein der Corona-Pandemie zum Opfer – wie etwa die für Anfang März geplante Arbeitsniederlegung der Beschäftigten der Charité-Tochterfirma CFM.

Momentan ist die Eindämmung des Virus das Gebot der Stunde, doch es kann auch eine Zeit des Planens und Vorbereitens von echter Solidarität sein. Einer Solidarität, die sich nicht nur so nennt, in Wirklichkeit aber bloß Gerede und fauler Budenzauber ist. Einer Solidarität für die kommenden Arbeitskämpfe, einer Solidarität mit den Menschen, die sich für uns alle derzeit den Arsch aufreißen. Solidarität, die sich darin äußert, dass wir beim nächsten Streik gemeinsam an den Streikposten stehen oder sonstige Unterstützungsarbeit leisten. Kurzum: Solidarität, die praktisch und politisch wird!

Corona – was nun/tun?

Liebe Freund*innen der Seiferei,

das Grandhotel Cosmopolis macht den aktuellen Empfehlungen folgend bis auf weiteres alle öffentlich zugänglichen Flächen dicht. Das hat natürlich auch für unseren Betrieb Konsequenzen. Einen offenen Verkauf wird es in den Räumlichkeiten bis auf weiteres nicht geben.

Da gerade jetzt ja Seifen und Putzmittel dringend benötigt werden (siehe unten), würden wir aber einfach mal anbieten, dass ihr uns Bestellungen für das engere Stadtgebiet Augsburg zukommen lassen könnt und wir das dann vorbeiradeln. Gibt’s dafür Bedarf? Das ginge alles natürlich nur in Maßen und nach unseren individuellen Kapazitäten, aber wir würden einen Versuch starten.

Was wir alles im Angebot haben und die Preisliste könnt ihr hier sehen. Anders als bei vielen Krisengewinnler*innen gilt für uns auch weiterhin das Gebot der Solidarität: die Preise werden nicht erhöht, Transportkosten übernehmen wir.

Bestellungen entweder bei Facebook per Privatnachricht oder per Mail an:

seiferei [a] riseup.net


(Professor für Chemie an der University of New South Wales, Sydney, Australien) über die Wirkung von Seife gegen den Corona-Virus:

Warum wirkt Seife so gut gegen Corona und die meisten anderen Viren?

Beim Corona-Virus ist die (fettbasierte) Lipid-Doppelschicht das schwächste Glied ist. Die Seife löst die ölige Membran auf und das Virus bricht in sich zusammen … und wird inaktiv.

Desinfektionsmittel oder Flüssigkeiten, Tücher, Gels und Cremes die Alkohol (und Seife) enthalten, haben ähnliche Wirkungen, sind aber nicht wirklich so gut wie normale Seife. Abgesehen von Alkohol und Seife haben die “antibakteriellen Mittel” in diesen Produkten überhaupt keinen Einfluss auf die Struktur des Virus.

Quelle: The Guardian, unsere Übersetzung

Pressemitteilung 03.03.2020: Soap for Future!

Träume können wie Seifenblasen zerplatzen. Aber mit Seifenschaum kann auch ein Traum Wirklichkeit werden: Soap for Future! Im Januar 2020 hat im Grandhotel Cosmopolis der selbstverwaltete Seifenladen Die Seiferei eröffnet. An zwei Tagen der Woche werden hier die bio-veganen Seifen und Reinigungsmittel von Vio.Μe aus Thessaloniki vertrieben. Ein einzigartiges Experiment mit emanzipatorischem Anspruch. In Augsburg!

Pressemitteilung:

ΕΙΜΑΣΤΕ ΕΙΚΟΝΑ ΑΠΟ ΤΟ ΜΕΛΛΟΝ

Wir sind ein Bild aus der Zukunft

Mit Beginn des Jahres 2020 hat in Augsburg Die Seiferei eröffnet. Dort werden seitdem an zwei Tagen die Woche die bio-veganen Seifen und Reinigungsmittel des griechischen Kollektivbetriebs Vio.Μe vertrieben.

Hervorgegangen aus einer ehemaligen Fabrik für Baustoffe, die infolge der globalen Wirtschaftskrise Anfang der 2010er-Jahre von der einstigen Inhaberin der Insolvenz überlassen wurde, produziert bei Vio.Μe seit Februar 2013 eine Gruppe selbstorganisierter Arbeiter*innen Seifen, Spül-, Reinigungs- und Waschmittel. Damit sichern sie sich nicht nur ihren eigenen Lebensunterhalt, sondern führen in beeindruckender Weise vor, dass ein nachhaltiges und solidarisches Arbeiten ohne Hierarchien und Ausbeutung möglich ist. Alle internen Abläufe sind basisdemokratisch organisiert, bei den verwendeten Inhaltsstoffen wird höchster Wert auf Umweltverträglichkeit gelegt und in der gesamten Produktion weder tierische Substanzen verwendet noch Tierversuche durchgeführt. In einem ausschließlich profitorientierten, kapitalistischen Weltwirtschaftssystem, das gnadenlos die natürlichen Ressourcen ausbeutet und Menschen in ausbeuterische und entfremdende Abhängigkeitsverhältnisse zwingt, kann Vio.Μe als eine nachahmenswerte konkrete Utopie in einer Welt scheinbarer Alternativlosigkeiten gelten. Ein Vorschein darauf, dass und wie es anders sein könnte.

Vio.Μe-Produkte werden zwar längst nicht mehr nur in Griechenland vertrieben, aber um nach und nach in der Schale der alten Welt die neue weiter reifen zu lassen, muss die von Vio.Μe in Thessaloniki gesäte Saat weitergetragen und verbreitet werden. Aus diesem Grund hat sich im Sommer 2019 ein kleines Augsburger Kollektiv entschieden, Knotenpunkt eines solidarischen Netzes von Vertriebswegen und -stellen für die Vio.Μe-Produkte zu werden. Wir wollen dabei freilich nicht nur Seifen vertreiben, sondern auch Träume und Ideen vermitteln.

Die Seiferei ist zugleich Experiment und Experimentierraum. Wie lange und mit welchem Erfolg sie besteht, das wird erst die Zukunft zeigen. In dieser Zukunft kommen vielleicht auch weitere Produkte, von anderen Orten solidarischer Produktion, hinzu. Sie soll im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch ein Ort sein, an dem sich emanzipatorische Initiativen treffen können, ein Denkraum, an dem geplant, gedacht und konkrete Utopien entworfen werden sollen. Aus der einen Seiferei sollen zwei, drei, viele werden!

Die Seiferei ist ein prekäres Experiment, ein Experiment, das aufgrund dieser Prekarität seinerseits nur in einem solidarischen Gewebe bestehen kann. Momentan steht hinter dem Betrieb der Vertriebsstätte aus rechtlichen Gründen eine GbR sowie solidarische Helfer*innen. Alle beteiligten Menschen arbeiten komplett ehrenamtlich. Niemand erhält einen Lohn oder führt erwirtschafteten Mehrwert ab. Wenn wir die Seiferei als solidarischen (Vertriebs)Ort aufrechterhalten wollen, sind wir daher auf eine relativ verlässliche, kontinuierliche Unterstützung angewiesen.

Der einfachste Weg dabei ist, uns die Produkte von Vio.Μe abzukaufen oder uns anderweitig materielle Hilfe zukommen zu lassen. Wir freuen uns über jeden Menschen der uns etwas abnimmt, aber auch über jedes Restaurant, jede Praxis, jedes groß- oder kleinräumige Büro, jede Kneipe und jedes selbstverwaltete Kulturzentrum und Vereinsheim, das Vio.Μe-Produkte nutzt.

Wenn ihr euch vorstellen könnt, uns materiell oder anderweitig, einmalig oder andauernd zu unterstützen, setzt euch gerne per Mail mit uns in Verbindung oder kommt während der Öffnungszeiten zu einem Gespräch im Laden vorbei.

Die Seiferei ist zu finden im:

Grandhotel Cosmopolis, Springergäßchen 5, 86152 Augsburg – 2. Stock, direkt am Treppenhaus links

Geöffnet ist Die Seiferei:

Mittwoch, 16.00 bis 19.30 und Samstag, 14.00 bis 19.00 – oder nach Vereinbarung

Im Internet ist Die Seiferei hier vertreten:

https://seiferei.noblogs.org/

https://www.facebook.com/DieSeiferei/

https://www.instagram.com/die_seiferei/

***

Die Räumlichkeiten der Seiferei können nach Absprache und gegen ein kleines Nutzungsentgelt auch als Treffpunkt für Initiativen und Organisationen genutzt